Ich habe mit dem EX30 zwar schon ein paar ziemlich lange Strecken ins Ausland hinter mir, aber ich könnte keine allgemein gültigen Antworten auf die Fragen geben. Daher hier nur ein paar subjektive Erfahrungen:
Auch ich bevorzuge die Supercharger. Mit dem 30-Tage-Abo sind die Preise fair, das Netz des Anbieters ist international (d.h. es gibt kein Roaming-Abzocke-Problem hinter der Grenze) und die Standorte verfügen in der Regel über viele (funktionierende und freie !) Säulen. Auch wenn das Tesla-Netz in vielen Ländern auf den Hauptrouten ziemlich dicht ist, spielt es für die Distanzen zwischen den Ladestops eine Rolle.
Die jeweils nächste Station gebe ich als Ziel im Navi ein. Damit "weiß" der EX30, wieviel Zeit bis zum nächsten Ladestop bleibt, und kann (bis zu einer Stunde vorher) die Batterietemperatur vorkonditionieren. Das macht er aber nur, wenn er für das Ziel einen verbleibenden Akkustand von 20% errechnet. Nachdem die Vorkonditionierung aktiviert wurde (eine Stunde vor Ankunft), kann man auf's Pedal treten und mit weniger als 20% am Lader ankommmen; macht nichts. Gut vorkonditioniert ist die Ladeleistung sofort auf einem hohen Stand, bei kaltem Akku muss man ein paar Minuten warten. Bei typischen Sommertemperaturen muss nicht vorkonditioniert werden und die Ladeleistung unabhängig von der 20%-Regel direkt hoch.
Bei gut mit Strom versorgten Stationen geht die Ladeleistung auf etwas über 150 kW hoch, 154 kW sind in Skandinavien die Regel. Es gibt - selten - Supercharger mit weniger als 150 kW Leistung. In Frankreich gab es an älteren Stationen ein paar mal nur 130 kW, in Luxemburg sogar nur 50 kW. In Spanien lieferte eine gut angebundene Säule auch keine 150 kW, sondern schwankte zwischen 100 und 130; aber das lag an der Hitze (die Kabel sind nicht gekühlt); ein paar Tage später bei moderateren Temperaturen waren es an der gleichen Station die vollen 150. Die Kurve wird weder am Supercharger noch im Fahrzeug angezeigt. Ab etwa 50% Akkustand fällt sie - gefühlt linear - ab. Ab etwa 70% Akkustand empfinde ich persönlich die Ladegeschwindigkeit langsam, über 80 wird es echt langweilig. Man könnte also sagen, das Optimum für den Aufenthalt an einem Lader läge bei 20% bis 50%, also nur 30% Akku-Kapazität. Es kommt aber darauf an, was man während des Ladens macht (Picknick, Essen gehen, Einkaufen) oder wie weit der nächste Supercharger entfernt ist. Bei Essen gehen oder Einkaufen (spontan; man ist ja im Urlaub) kam ich auf fast 100% und hatte es wegen der Standgebühren eilig, zum Auto zurück zu gehen. Auf einem längeren Abschnitt ohne geplante Pausen habe ich mal nach relativ kurzer Strecke den nächsten Supercharger angefahren, um möglichst im optimalen Bereich zu laden. Das hat dann meine Frau genervt und es hat auch zeitlich nichts gebracht, weil man von der Autobahn ins nächste Einkaufszentrum oder Industriegebiet runter musste.
Fazit: Nach meiner Erfahrung gibt es nicht DIE Ladestrategie. Jahreszeit, Tätigkeiten während der Ladepause, eigene Tageslaune und der Abstand zum nächsten Ladepark spielen eine Rolle.
Längere Fahrten bereite ich am PC mit ABRP (A Better Route Planner) und GoogleMaps (mit Rezensionen zu potenziellen Ladestops) vor. In ABRP kann man das Automodell vorgeben (die Software kennt die Ladekurve!) und auch den eigenen vom Fahrstil abhängigen Verbrauch. Man kann zwischen 5 Präferenzen zum Ladestop (von möglichst wenige Stops bis zu möglichst kurze Gesamtzeit) wählen; und selbstverständlich lassen sich die Ladeanbieter filtern. Mit dem Tool bekommt man schon mal einen guten Eindruck, wie die bevorstehende Fahrt verlaufen wird. Ansonsten: Einfach fahren und Erfahrungen sammeln.